Ich habe ihn getötet by Higashino Keigo; Gräfe Ursula

Ich habe ihn getötet by Higashino Keigo; Gräfe Ursula

Autor:Higashino, Keigo; Gräfe, Ursula [Higashino, Keigo; Gräfe, Ursula]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kommissar Kaga, Krimi, Kriminalroman, Ermittler, Mord, Japan, Sudoku, Täter, Opfer
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2016-03-07T23:00:00+00:00


2

Als die nächsten Angehörigen ihre Reden beendet hatten, wurde der Sarg hinausgetragen. Mehrere Lektoren halfen dabei.

Miwako Kanbayashi und ihr Bruder fuhren anscheinend auch zum Krematorium. Offenbar betrachtete man sie als Familienmitglieder, wenn auch nur für diesen Tag.

Nachdem ich beim Aufräumen geholfen hatte, beschloss ich, kurz nach Hause zu fahren, um mich umzuziehen. Anschließend wollte ich in den Verlag.

Beim Verlassen des Tempels sprach mich jedoch jemand von hinten an. »Entschuldigung!« Als ich mich umwandte, stand ein unbekannter Mann vor mir. Er war groß und hatte einen durchdringenden Blick. Er trug einen dunklen Anzug, aber keinen Traueranzug.

»Kaori Yukizasa, wenn ich mich nicht irre?«, fragte der Mann.

»Ja?«, antwortete ich.

»Kriminalpolizei. Hätten Sie etwas Zeit für mich? Es dauert nicht lange.« Im Gegensatz zu den anderen Beamten, die mich bisher befragt hatten, war der Blick, mit dem er mich musterte, nicht abschätzig.

»Ja, zehn Minuten hätte ich.«

Er bedankte sich.

Wir gingen in ein etwas schäbiges Café in der Nähe, das unter normalen Umständen nicht mein Stil war. An der Wand klebte ein Zettel – die Speisekarte. Ein Eiskaffee kostete 380 Yen. Wir waren die einzigen Gäste.

Der Beamte stellte sich als Kommissar Kaga vor. Vom Revier Nerima.

»Nach üblichen Maßstäben war das eine etwas ungewöhnliche Trauerfeier, nicht wahr? Ich habe aus der Ferne zugesehen. Anscheinend gab es eine Menge prominenter Gäste«, sagte er, während wir auf unseren Kaffee warteten.

»Weshalb sind Sie überhaupt gekommen, Herr Kommissar?«, fragte ich, um gesprächsweise die Stimmung etwas aufzulockern.

»Ich wollte mir einfach mal das Umfeld ansehen«, sagte der Kommissar und sah mich an. »Unter anderem auch Sie«, fügte er hinzu.

Ich schaute beiseite. Ich hatte diese Art der Anmache satt. Oder meinte der Kommissar es ernst? Hatte er mich aus irgendeinem Grund im Visier?

Die nicht mehr ganz junge Bedienung brachte uns den Kaffee. Sie schien das Lokal ganz allein zu führen.

»Ich habe gehört, der Fall sei so gut wie gelöst«, sagte ich.

»So, haben Sie das?«, fragte der Kommissar, der seinen Kaffee schwarz trank, ein wenig erstaunt. Allerdings schien sein Erstaunen weniger meiner Bemerkung als dem fragwürdigen Geschmack des Kaffees zu gelten. »Wie lautet denn die Lösung?«

»Ist es nicht so, dass diese Junko Namioka aus Kummer darüber, von Hodaka betrogen worden zu sein, mit einem Gift, das sie an ihrer Arbeitsstelle entwendet hatte, einen Doppelselbstmord inszeniert hat?«, fragte ich und trank von meinem Milchkaffee. Ich verstand seine Verwunderung. Der Kaffee hatte überhaupt keinen Geschmack.

»Das Dezernat hat offiziell nichts in diese Richtung verlauten lassen.«

»Aber wenn man sich die Berichte in den Medien ansieht, liegt das nahe.«

»Ich verstehe.« Kaga nickte. »Aber für uns gilt der Fall keineswegs als geklärt. Wer auch immer das sagt.«

Schweigend trank ich meinen faden Kaffee und dachte über das nach, was der Kommissar gesagt hatte. Bei der von ihm erwähnten Dienststelle handelte es sich natürlich nicht um eine Abteilung des Polizeipräsidiums. Sein Revier in Nerima war bestimmt nicht für Fälle in Akasaka zuständig und nur hinzugezogen worden, weil man Junko Namiokas Leiche in dem Apartment dort gefunden hatte. Und Kaga musste untersuchen, wie alles zusammenhing.

»Und was wollten Sie jetzt von mir?«

Kaga nahm ein Notizbuch hervor und schlug es auf.



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